Einen Gebrauchtwagen kaufen – worauf Sie achten sollten.
Mit unserem Spezial zum Thema Gebrauchtwagen kaufen möchten wir Ihnen die wichtigsten Tipps mit auf den Weg geben, die Sie beim Kauf des gebrauchten Autos beachten sollten.
Die Wahl des Modells / der Antriebsart
Zuerst steht natürlich die Entscheidung über die in Frage kommenden Modelle an. Entscheidend sind hier Platzbedarf, finanzieller Spielraum und eigene Präferenzen. Beim Kauf eines Gebrauchtwagens steht aber oft die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Hier drängt sich die Frage ob Benziner oder Diesel in den Vordergrund.
Der ADAC hat bei einem rechnerischen Vergleich von 50 Modellen festgestellt, dass bis 15.000 Kilometer Jahresfahrleistung meist der Benziner die Nase vorn hat. Darüber gewinnt der Diesel – abhängig von Modell, Mehrpreis und eigener Fahrweise. Tendenziell gilt: Wenn Sie eher wenig fahren und dass auch noch sehr schonend ist ein Benziner meist rentabler. Bedenken Sie auch, dass der Diesel ein wenig mehr KFZ-Steuer kostet.
Reparaturkosten beim Kauf berücksichtigen
Ein Gebrauchter (in der Schweit "Occasion Auto") muss in der Regel öfter in die Werkstatt als ein Neuwagen. Von daher sollten Sie die Entscheidung des Kaufes auch davon abhängig machen, wie hoch die Folgekosten für das Modell sind. Oftmals findet sich um die Ecke eine VW-Werkstatt, die günstige Reparaturen ausführt. Für den vermeintlich günstigen Exoten sind aber teure Spezialwerkstätten zu nutzen.
Auch der Gebrauchte hat einen Wiederverkaufswert
Planen Sie den Gebrauchten irgendwann wieder zu verkaufen? Dann sollten Sie auch auf die Marktgängigkeit des Modells achten. Deutsche Hersteller sind hier im Vorteil – obwohl durch die Qualitätsverbesserungen vieler Hersteller auch ausländische Modelle beliebter geworden sind.
Zusatzausstattungen werden beim Gebrauchtwagenkauf gerne gesehen, finden aber im Preis kaum einen Niederschlag.
Händler oder Privat
Ganz prinzipiell kann man sagen, dass beim Privatmann eher ein Schnäppchen zu machen ist, der Händler dafür aber eine Garantie auf bestimmte Teile geben muss. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Kriterien: Der Händler hat in der Regel eine größere Auswahl und eventuell auch weitere in Frage kommende Modelle zur Hand. Beim Privatkauf sieht man, wer das Auto vorher gefahren ist. Tipp: Vorführwagen bzw. Tageszulassungen haben oftmals ein besonders günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis.
Haben Sie sich für einen Kauf beim Händler entschieden prüfen Sie genau, welche Garantie der Händler gibt. Lassen Sie sich bei der Vertragsunterzeichnung nicht drängen und kaufen Sie nur mit Fixpreis. Lassen Sie sich alle mündlichen Nebenabreden und Zusicherungen schriftlich bestätigen.
Führt der Händler das „Gebrauchtwagen-Gütesigel“? Dann muss er sich im Streitfall dem Urteil einer Schiedsstelle beugen. Fragen Sie auch nach, ob der Händler das Fahrzeug in der Werkstatt geprüft hat und ob er vielleicht sogar eine Inspektion durchgeführt hat.
Unser Tipp: Es gibt in jeder Gegend spezielle Händerstraßen, in den sich die Händler sammeln. Nutzen Sie einen Tag in der Woche (Samstags ist es zu voll) und flanieren Sie diese Meile einmal entlang. Oftmals erhalten Sie dort viele wertvolle Anregungen – und finden vielleicht gleich das Modell, welches Sie gesucht haben. Nicht immer sind die Händler besonders schnell mit der Einstellung Ihrer Angebote ins Internet.
Egal ob Händler oder Privat: Nehmen Sie sich genügend Zeit für den Besichtigungstermin. Versuchen Sie die Glaubwürdigkeit des Verkäufers einzuschätzen. Will er von kritischen Sachverhalten ablenken? Versucht er Sie terminlich unter Druck zu setzen (es kommen noch mehrere zur Besichtigung)? All dies wären Punkte, bei denen Sie vermehrte Obacht walten lassen sollten.
Vorsicht vor Spitzbuben! Im Autogeschäft sind auch Menschen unterwegs, die Sie nur betrügen wollen. Da wird mit ungedeckten Schecks gearbeitet, das Händlerdasein verschleiert oder gar das für das Auto vorgesehene Geld geklaut.
Wo kaufen
Der Fahrzeugmarkt im Internet ist breit gefächert, es gibt viele Stellen, an denen Autos angeboten werden. Hier die wichtigsten im Überblick:
- Mobile.de
- Autoscout24.de
- Örtliche Tageszeitung
- Ebay.de
- Örtliche Automärkte (meist nur in großen Städten)
- Örtliche Händler (sind meist aber auch in den größeren Internetportalen vertreten)
- automobile.de
- Gebrauchtwagenbörsen der Hersteller (z.B. BMW)
Die Besichtigung – der Moment der Entscheidung
Das wichtigste ist natürlich Ihr Eindruck vom Fahrzeug. Nehmen Sie sich ausführlich Zeit für diese Besichtigung und führen Sie diese vor der Probefahrt aus. Sie sollten einen Besichtigungstermin wählen, bei dem ausreichend Helligkeit gewährleistet ist. Der Lack solllte nicht nass sein, da dann der Zustand schlechter zu beurteilen ist.
Als erstes nehmen Sie das Fahrzeug von aussen unter die Lupe und achten auch offen erkennbare Schäden. Hier ist natürlich an erster Stelle der Rost aufzuspüren. Aber auch verdeckte Unfallreparaturen gilt es zu erkennen. Tipp: Umwickeln Sie einen Magneten mit einem Lappen und fahren Sie damit über den Lack. An reparierten oder verrosteten Stellen wird er deutlich schlechter haften.
Achten Sie auf die Scheinwerfer - diese dürfen nicht angelaufen sein. Es sollte keine Feuchtigkeit in die Scheinwerfer und Blinker eindringen.
Können Sie die Bremsscheiben sehen? Überprüfen Sie diese auf Riefen oder Rost. Sind die Felgen und Reifen ordnungsgemäß in die Papiere eingetragen? Wie gut ist die Profiltiefe der Reifen? Unter 3mm steht eine Neuanschaffung an.
Auch der Unterboden gehört einem Check unterzogen. Nehmen Sie sich hierfür eine Taschenlampe und eine Unterlage mit – das wird Ihnen die Arbeit sehr erleichtern. Prüfen Sie hierbei auch, ob Sie verräterische Ölspuren an der Unterseite entdecken. Und natürlich der Auspuff: Die Befestigung sollte in Ordnung sein, der Auspuff keinen starken Rost zeigen. Wichtig auch: Die Bremsschläuche dürfen keine Knicke enthalten.
Dann sollten Sie sich den Innenraum vornehmen, prüfen Sie alle Schalter auf Ihre Funktionalität. Klappen Sie die Kofferraumabdeckung hoch – wie sieht es darunter aus? Ist vielleicht sogar Feuchtigkeit im Fahrzeuginneren fest zu stellen? Diese Schäden sind oft schwer zu beheben.Tipp: Passt der Zustand des Innenraumes und der Pedale zur angegebenen Kilometerleistung? Stark abgenutzte Sitze oder Pedale deuten auf eine hohe Kilometerleistung hin.
Prüfen Sie bitte auch alle Schlösser auf Funktionabilität und die Gummidichtungen auf Porösität. Dabei können Sie gleich die Dichtheit von Türen und Klappen checken. Die Gurte sollten unbeschädigt sein und die Aufrollautomatik gut funktionieren. Achten Sie bitte auch darauf, ob das Bedienungshandbuch vorhanden ist.
Als nächstes geht es in den Motorraum. Bewerten Sie hier den Allgemeinzustand und achten Sie auf Ölspuren an Motor und Getriebe. Reparaturen werden hier sehr teuer.
Am Zustand der Reifen können Sie erkennen, ob das Auto in der Spur verstellt ist oder ob die Stoßdämpfer defekt sind. Die Reifen sind dann oval abgerieben. Drücken Sie das Auto hinunter und achten Sie darauf, ob es schnell ausschwingt. Ein neues Auto schwenkt meist nur einmal nach.
Wie fühlt sich die Lenkung an? Lassen Sie die Fenster runter und achten Sie auf das Spiel. Wenn Sie die Lenkung mehr als 2 Finger weit drehen können ohne dass sich der Reifen bewegt liegt zuviel Spiel vor. Dann schlagen Sie die Lenkung zu beiden Seiten komplett ein – hier dürfen sich bei einer Servolenkung keine verräterischen Geräusche zeigen.
Den Motor checken
Fühlen Sie erst einmal den Motor an – wenn er vor Ihrer Probefahrt schon warm ist könnte das ein verdächtiges Zeichen sein. Überprüfen Sie dann das Anspringverhalten. Gehen alle Kontrollleuchten rechtzeig aus? Danach schauen Sie sich das Kühlwasser an. Steigen Bläschen bei laufendem Motor auf? Oder lässt sich öliger Schaum feststellen? Das deutet auf eine undichte Zylinderkopfdichtung hin – Finger weg!
Danach ziehen Sie den Ölpeilstab. Finden sich hier Metallspäne? Oder Wassertropfen? Beides sind ebenfalls Anzeichen für eine defekte Zylinderkopfdichtung. Ist der Ölstand dicht vor Minimum? Dies würde auf einen hohen Ölverbrauch hindeuten. Lassen Sie sich am besten den Ölverbrauch schriftlich bestätigen.
Danach noch ein Blick auf die Batterie: Weiße Ablagerungen an den Polen deuten auf einen defekten Laderegler hin. Dann schauen Sie nach der Bremsflüssigkeit: Wenn hier der Stand sehr niedrig ist kann dies auf defekte Bremsleitungen hindeuten.
Eine sehr wichtige Information ist der letzte Austausch des Zahnriemens: Wenn dieser zu spät gewechselt wird kann es zu einem teuren Motorschaden kommen.
Nun zur Probefahrt
Hat die Kupplung viel Spiel bei der Anfahrt? Nach zwei Dritteln sollte die Kupplung beginnen einzukuppeln. Beim Durchtreten der Kupplung (was leichtgängig durchführbar sein sollte) sollte sich das Motorgeräusch nicht zu sehr verändern. Kuppeln Sie bei angezogener Handbremse im zweiten Gang ein – der Motor sollte hierbei ausgehen und der Wagen stehen bleiben. Trifft eines nicht zu, ist eventuell Handbremse oder Kupplung defekt.
Dann geht es los. Fahren Sie zuerst langsam bei offenen Fenstern. Achten Sie auf verdächtige Geräusche von Reifen, Motor, Getriebe oder Auspuff. Treten Geräusche beim Gangwechsel auf? Springen Gänge beim abrupten Gasgeben raus?
Geben Sie dann etwas mehr Gas. Dreht der Motor locker hoch? Was geschieht, wenn Sie kurz Gas wegnehmen und dann wieder Gas geben? Der Motor sollte sich nicht verschlucken. Treten hierbei klackernde Geräusche auf, deutet das auf Schäden an der Kardanwelle hin.
Lenkung in Ordnung?
Lassen Sie einmal bei geringer Geschwindigkeit die Lenkung los. Der Wagen sollte einwandfrei geradeaus fahren, auch beim Gasgeben nicht verziehen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, ohne Gefahr für andere und sich selbst eine Vollbremsung zu machen (aus mindestens 40 KMH) sollten Sie diese durchführen. Lassen Sie dabei das Lenkrad leicht los – der Wagen sollte nicht nach links oder rechts ziehen.
Fahrwerksgeräusche
Fahren Sie nun einmal auf eine etwas holperige Strecke und achten Sie auf Geräusche des Fahrwerks. Besonders defekte Radaufhängungen oder Radlager kann man so erkennen. Zu starkes Nachschwingen nach Bondenunebenheiten deutet auf defekte Stoßdämpfer hin.
Als nächstes fahren Sie etwas schneller. Optimal wäre es, den Wagen bis zur Höchstgeschwindigkeit zu testen. Das Lenkrad sollte bei keiner Geschwindigkeit zu vibrieren beginnen. Auf jeden Fall sollten Sie einmal bis an die Drehzahlgrenze gehen – sollte es hier zu Schwierigkeiten kommen ist das ein potentielles Problem.
Nach einiger Zeit der Belastung stellen Sie den Wagen mit laufendem Motor ab. Die Temperatur von Öl und Wasser sollte nicht in rote Bereiche gehen. Auch sollte der Qualm bei Gasgeben nicht blau werden – das deutet auf eine defekte Motordichtung hin.
Stellen Sie dann den Motor ab und starten Sie nach 2 Minuten wieder. Dies sollte problemlos möglich sein.
Alles in Ordnung? Dann ran an die Papiere!
Sind Sie mit dem Fahrzeug zufrieden? Dann überprüfen Sie als nächstes die Papiere? Stimmt die Fahrwerksnummer überein? Wie viele Vorbesitzer hatte das Fahrzeug? Handeln Sie hier nie unter Zeitdruck. Viele Vorbesitzer in kurzer Zeit deuten auf ein Problem mit dem Wagen hin.
Wann ist die nächste Haupt-/Abgasuntersuchung fällig? Liegen die letzten TÜV-Papiere vor? Hier können Sie eventuell Mängel erkennen. Wie ist das Fahrzeug gepflegt worden? Am besten ist natürlich ein lückenloses Checkheft von einer Vertragswerkstatt.
Mustervertrag
Wenn das Auto immer noch attraktiv für Sie ist kommt nun die Zeit der Preisverhandlung. Trifft man sich hier sollte auf jeden Fall ein Vertrag ausgefüllt werden. Und das vollständig. Lassen Sie sich alle Nebenabreden schriftlich bestätigen.